Freitag, 25.10.2024

FDP Oldenburg lehnt Namensänderung des Edith-Russ-Hauses ab

Der Kreisverband FDP Oldenburg-Stadt spricht sich einstimmig für eine Beibehaltung des Namens Edith-Russ-Haus für Medienkunst aus.
Ivo Kügel, stellv. Kreisvorsitzender und Initiator des beschlossenen Antrages, hierzu: „Die Debatte wird vom Oberbürgermeister und in der Lokalzeitung absolut einseitig geführt. Die Person Edith Ruß und ihr Handeln werden nicht umfassend gewürdigt, wenn die Lebensspanne bis 1993 nicht in Betracht gezogen wird. In dieser war sie unter anderem als Lehrerin für Kinder mit Behinderungen tätig und wirkte in der Stadt sowie für ansässigen Institutionen als Mäzenin. Allein in Ihrer beruflichen Tätigkeit ist eine deutliche Abkehr von der NS-Ideologie zu sehen. All dies muss bei einer umfassenden Bewertung aber Berücksichtigung finden.“
Entsprechend fordert der Kreisverband auch eine angemessene biografische Einordnung. „Es geht uns gerade darum, dass nichts verschwiegen wird. Ihre Biografie ist ein Stück deutscher Geschichte, mit der sich Besucher auseinandersetzen sollten. Eine Streichung des Namens ist nicht nur geschichtsvergessen, sie ist auch verwerflich, da das Geld behalten, der Name aber getilgt werden soll“, so Christiane Ratjen-Damerau, FDP Kreisvorsitzende.
Die Oldenburger Liberalen fordern die Stadtverwaltung und Ratsfraktionen daher auf, von einer Namensstreichung abzusehen und stattdessen einen biografischen Kommentar allen Besuchern des Hauses zugänglich zu machen, um den verschiedenen Schattierungen der Biografie Edith Ruß‘ Rechnung zu tragen.
Text des vom FDP-Kreisvorstand beschlossenen Antrages:
Der FDP-Kreisverband Oldenburg-Stadt vermisst in der Diskussion um die Person von Edith Ruß eine gerechte und umfassende Bewertung ihres Handelns. Denn sie erlebte die NS-Zeit im Alter zwischen 14 und 26 Jahren und hatte also kaum die Chance zu freier Meinungsbildung. Vorwürfe bleiben nach dem neuen Gutachten Verschweigen der Parteimitgliedschaft und Heldenverehrung (Ina Seidel). Dagegen wurde keine antisemitische Äußerung gefunden, was immerhin bemerkenswert ist. Die Forderung nach Namenslöschung verkennt aber vor allem die lange Lebensspanne bis 1993. Edith Ruß entschied sich für den Beruf einer Lehrerin behinderter Kinder und bewies schon damit eine totale Abkehr von der NS-Ideologie. Sie stiftete ihr Vermögen der Stadt für ein Kunsthaus. Man kann ihre jugendlichen Verfehlungen nicht isoliert benennen und ihr die Achtung für ihr weiteres positives Tun verweigern und diese Lebensphase ausblenden. Deshalb muss der Name (mit biografischem Kommentar) dem Haus erhalten bleiben. Der Kreisvorstand ist der Meinung, dass es verwerflich ist, den Namen zu tilgen, aber das Geld zu behalten.
Benno Schulz
Ivo Kügel